Alltag
3 April 2020

Kinder im Internet: Wie kann man sie schützen?

In der aktuellen Krisenzeit müssen alle wegen der Ausgangssperre zu Hause bleiben. Die meisten Eltern arbeiten im Homeoffice und die Kinder machen ihre Schulaufgaben. Sie können sich nicht mehr mit ihren Freunden treffen und neigen dazu, sich in virtuelle Kontakte und soziale Netzwerke zurückzuziehen.

Man macht sich Sorgen um sie, aber manchmal fühlt man sich auch überfordert und nicht in der Lage, sie zu beschützen. Das Internet ist im Alltag inzwischen allgegenwärtig. Als Wissensquelle, Spielplatz und Kommunikationsmöglichkeit mit Freunden birgt es aber auch viele Gefahren für unsere Kinder. Wenn es undenkbar ist, ihnen das Internet vorzuenthalten, wie können wir sie dann am besten begleiten, damit sie dort sicher sind?

Hier sind ein paar Tipps, die Ihnen helfen sollen, die Bedrohungen besser zu identifizieren und vor allem zu erkennen, dass Sie aktiv zum Schutz Ihrer Kinder im Internet beitragen können!

Welche Gefahren lauern im Internet für Kinder?

30 % der Kinder in Luxemburg zwischen 7 und 12 Jahren haben eigene Geräte (Computer, Tablet, Smartphone). Sie sind zum Teil den gleichen Gefahren ausgesetzt wie wir, zum Beispiel Betrug, Viren, Phishing usw. Allerdings sind sie auch besonderen Bedrohungen ausgesetzt, die nur Kinder betreffen. Dies sind die größten Risiken, denen Ihr Kind im Internet ausgesetzt ist:

  • Sucht: Immer mehr Kinder werden süchtig nach Spielen, aber auch nach sozialen Netzwerken – bis sie an den Punkt gelangen, an dem sie einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbringen. Diese Sucht hat Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihre Ausgeglichenheit und ihr Nervensystem. Außerdem kann die Sucht oftmals unfreiwillige Ausgaben zur Folge haben (zum Beispiel durch den Kauf von virtuellen Objekten in Onlinespielen).
  • Unangemessene Inhalte: Kinder sind sehr schutzbedürftig in Bezug auf Bilder oder Videos mit schockierendem Inhalt, Gewalt, Pornografie usw. Solche Inhalte können ihr Verhalten beeinflussen oder sie für lange Zeit traumatisieren.
  • Bösartige Software, Viren, Phishing, Hacking, Diebstahl von persönlichen Daten usw. Da Kinder vertrauensvoller und weniger erfahren sind als wir, fällt es ihnen schwer, fragwürdige Inhalte zu erkennen.
  • Hacker, Hochstapler und andere Betrüger können Ihrem gutgläubigen Kind leicht persönliche Informationen entlocken. Sogar Ihre Kreditkartennummer kann auf diese Weise gestohlen werden.
  • Cyberbullying: Kinder sind besonders anfällig für Mobbing im Internet. Beleidigungen, Drohungen, Gerüchte, peinliche Bilder, Erpressung usw. Anders als nicht virtuelles Mobbing richtet das Cyberbullying noch mehr Schaden an, da es in der Regel öffentlich (soziale Netzwerke) und dauerhaft stattfindet: Da wir ständig online sind, ist selbst das Zuhause keine Zuflucht mehr für das betroffene Kind.
  • Cybergrooming, bei dem Kinder leicht zur Beute des Täters werden. Rund 13 % der jungen Internetnutzer sind Opfer von sexuellen Annäherungsversuchen geworden. Die Täter versuchen oft zuerst, in Chatrooms, sozialen Netzwerken oder Onlinespielen das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Dabei geben sie oft vor, ein anderes Kind zu sein. Das bezeichnet man als „Grooming“, da dem Kind vor dem Missbrauchsversuch zunächst geschmeichelt wird.

Technische Präventionsmaßnahmen

Ein paar einfache technische Werkzeuge und Tipps sollten Ihnen helfen, die Cybersicherheit Ihres Kindes beim Surfen am Computer, Tablet oder Smartphone deutlich zu erhöhen.

  • Erstellen Sie am Computer ein eigenes Benutzerkonto für Ihr Kind, sodass es keinen Zugriff auf die Administratorfunktionen hat. Dadurch kann Ihr Kind ohne Ihre Zustimmung keine Software oder potenziell unsichere Anwendungen installieren.
  • Installieren Sie einen Anzeigenblocker.
  • Deaktivieren Sie die Standortdienste in allen Apps.
  • Stellen Sie die Privatsphäre-Einstellungen so ein, dass das Profil Ihres Kindes so privat wie möglich ist.
  • Richten Sie eine Umgebung ein, die speziell auf das Alter Ihres Kindes abgestimmt ist: Wussten Sie, dass es neben sozialen Netzwerken speziell für Kinder auch Suchmaschinen und sogar Browser gibt, die auf junge Nutzer zugeschnitten sind? Sie sind sicherer, ihre Inhalte sind begrenzt und sie sind so konzipiert, dass sie altersgerechte Inhalte anzeigen. Nutzen Sie auf allen verbundenen Geräten eine Kindersicherungssoftware. Einige Softwares sind sehr einfach und übersichtlich gestaltet, zum Beispiel Witigo. Damit erhalten Sie Nutzungsberichte sowie Warnmeldungen bei Vorfällen oder problematischer Nutzung und können den Zugriff auf verschiedene Anwendungen („White List“ und „Black List“) und sogar die Zeiten, in denen das Kind das Internet nutzen kann, kontrollieren.

In jedem Fall geht es nicht darum, Ihr Kind „auszuspionieren“: Sprechen Sie mit ihm und erklären Sie die Vorteile dieser Sicherheitswerkzeuge.

Menschliche Aufsicht lässt sich nicht ersetzen

Natürlich sollte man die Technik nicht unterschätzen, aber sie kann nicht dafür sorgen, dass Ihr Kind im Internet zu 100 % geschützt ist. Ein Tipp: Stellen Sie den Computer im gemeinsamen Wohnzimmer auf, damit Sie die Aktivitäten Ihres angehenden Internetnutzers im Auge behalten können.

Fast 70 % der Eltern kontrollieren die Onlineaktivitäten ihres Kindes nicht!

Zeigen Sie Interesse für das, was Ihr Kind tut, für die Spiele, die es spielt, und für die sozialen Netzwerke, die es besucht. Stellen Sie Ihrem Kind Fragen oder spielen Sie selbst online mit ihm, um so nah wie möglich an den Aktivitäten Ihres Kindes zu bleiben und mit ihm in Dialog über diese Themen zu treten.

Außerdem sollten Sie Ihrem Kind nach und nach beibringen, das Internet immer freier zu nutzen und ein Bewusstsein für die Gefahren zu entwickeln. Aber Vorsicht, vor dem 10. Lebensjahr sind Kinder noch nicht alt genug, um all das zu verstehen. Die Wahrnehmung der Grenze zwischen der virtuellen und der realen Welt ist für sie noch verschwommen.

Stellen Sie Regeln auf und geben Sie Tipps für die Internetnutzung

Um nach und nach das Verantwortungsbewusstsein Ihres Kindes zu stärken, ist es wichtig, dass Sie ihm Grenzen setzen, aber auch Ratschläge geben, damit es seine immer größere Freiheit sinnvoll nutzen kann. Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Zeiten fest, in denen Ihr Kind das Internet nutzen kann.

Weisen Sie Ihr Kind auf die Gefahren hin. Zeigen Sie ihm, wie beispielsweise ein Phishing-Versuch oder eine unseriöse Website aussieht, um sie nach und nach für Cyberrisiken zu wappnen.

Bringen Sie Ihrem Kind bei, wie man sichere Passwörter erstellt.

Geben Sie Ihrem Kind einige Tipps für die eigene Sicherheit:

  • Vor dem Herunterladen einer neuen App die Eltern nach ihrer Meinung fragen.
  • Niemals die eigene Telefonnummer im Internet weitergeben.
  • Keine persönlichen Daten weitergeben, vor allem nicht in Chatrooms und Onlinespielen: nicht den echten Namen, keine Fotos (auf denen man selbst abgebildet ist), nicht die eigene Adresse und auch nicht die Schule.
  • Nur Kontaktanfragen von Personen bestätigen, die man tatsächlich kennt.
  • Nicht auf Nachrichten antworten, deren Absender man nicht kennt.
  • Nicht alles glauben, was man im Internet liest oder findet.
  • Sich vor Mehrfachidentitäten in Acht nehmen, die sich hinter Pseudonymen verstecken.
  • Bei öffentlichen WLAN-Netzen vorsichtig sein, da sie anfälliger für Angriffe sind.
  • Und insbesondere nicht zögern, merkwürdige oder unangenehme Interaktionen anzusprechen.

Dialog steht an erster Stelle!

Das ist zwar am offensichtlichsten, aber auch am allerwichtigsten: Hören Sie niemals auf, diese Themen mit Ihrem Kind zu besprechen. Sie sollten so oft wie möglich mit ihm sprechen. Seien Sie dabei offen, tolerant und ehrlich. Versichern Sie Ihrem Kind, dass es immer mit Ihnen sprechen kann, auch wenn es glaubt, etwas falsch gemacht zu haben – für solche Dinge sind Sie da. Vor allem dann, wenn das Kind Nachrichten erhält, in denen es aufgefordert wird, seinen Eltern nichts davon zu erzählen!

Es ist wichtig, dass Ihr Kind genug Vertrauen hat, um mit Ihnen über ein Problem zu sprechen. Nach Angaben der Internetsicherheitsorganisation i-SAFE spricht über die Hälfte der Kinder, die im Internet belästigt wurden, weder mit ihren Eltern noch einem anderen Erwachsenen darüber. Außerdem trauen sich Kinder oft nicht, darüber zu sprechen, wenn sie zum Beispiel mit unangemessenen Inhalten in Berührung kommen.

Kinder scheinen sich besser auszukennen als wir, sodass sich Eltern schnell überfordert fühlen. Trotzdem sollten Sie nicht vergessen, dass sie zwar die Technik zu beherrschen scheinen, sich der Gefahren aber oft nicht bewusst sind!

Warnen Sie Ihr Kind, dass es auf schockierende, irritierende oder traumatisierende Bilder stoßen kann. Erklären Sie, was Pornografie ist, und weisen Sie Ihr Kind auf geeignete altersgerechte Ressourcen hin, wenn es Fragen zur Sexualität hat.

Kurzum: Zuhören und Aufklären sind besonders wichtig. Helfen Sie Ihrem Kind, ein verantwortungsbewusster Internetnutzer mit einem wachen Verstand und einem kritischen Auge zu werden!

Weiterführende Informationen bietet die luxemburgische Regierung auf der Website BEE SECURE an, die Maßnahmen zur Sensibilisierung für eine sicherere Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien vorsieht.

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